Ein Denkmal für den Stolberger „Robinson“ Johann Gottfried Schnabel (1692-1744?)

vom 26. August 2024 | Gemeinde Südharz

Genau vor 300 Jahren, im Jahr 1724, kam hoffnungsvoll ein junger Mann mit seiner kleinen Familie nach Stolberg. Er fand hier eine Anstellung als Hofbarbier beim Grafen im Schloss. Er ließ sich hier nieder und schrieb seine Romane – vielleicht in jenen glücklichen Momenten und voller Freude über diesen idyllischen Ort mit seinen hübschen Fachwerkhäuschen im Tal entlang der beiden Bäche und dem Schloss auf dem Berg. Er schrieb hier seinen berühmten Seefahrerroman mit dem Titel „Wunderliche Fata einiger Seefahrer“ (Fata = Schicksale). Er phantasierte sich hier in eine Welt hinein, voll von spannenden Abenteuern, vom Schiffbruch und einer wundersamen Rettung auf eine unbewohnte Insel, auf der die Schiffbrüchigen nach einer ersten Zeit des Überlebenskampfes sich das Leben wie im Paradies einrichten. Schnabel war sichtlich inspiriert von Robinson Crusoe von Daniel Defoe, jedoch lässt er eine Gruppe von Menschen und nicht eine einzelne Person (wie im Robinson-Roman) auf der Insel stranden. Aus einem Pärchen, das die erste Zeit überlebt, entsteht eine große Familie und daraus eine kleine Gesellschaft glückseliger Menschen, denn sie können hier, in der Abgeschiedenheit in Frieden und ohne Mangel an irdischen Gütern ihre lutherische Religion leben. Schnabel ließ sogar eine Karte der Insel Felsenburg anfertigen, damit sich der Leser diese wundersame Welt vor Augen führen kann. Doch was muss er da entdecken? Die Insel Felsenburg sieht ja aus wie die Residenzstadt Stolberg! Es gibt die Flüsschen in ähnlichen Verläufen, es gibt ähnlich verlaufende Straßen und das Schloss. Im Roman ist es die Albertusburg des Inseloberhaupts, des Altvaters Albertus. Seine Burg steht im Zentrum der Insel auf einem Hügel wie das Schloss in Stolberg! Hat Schnabel augenzwinkernd dem Städtchen Stolberg ein literarisches Denkmal gesetzt?

Aus den Abenteuern der Seefahrer entspinnt sich im Roman eine Utopie. Das ist eine Welt, wie sie idealerweise sein könnte. Es ist aber bloß ein Gedankenspiel von einem Ort, den es nicht wirklich gibt und auch nie geben wird. Gleichwohl ist es eine Lust, sich minutiös auszumalen, wie eine solche ideale Welt unter bestimmten Bedingungen aussehen könnte. In Stolberg gab es möglicherweise in Schnabels Augen schon ein paar Voraussetzungen dafür, zugleich ist aber das minutiöse Ausmalen eines Idealzustandes indirekt eine Kritik an der vorgefundenen Wirklichkeit.

Schnabels Utopie und Abenteuerroman entwickelte sich im 18. Jahrhundert zum Besteller. Er zog ganze Generationen in den Bann, beeindruckte den jungen Wolfgang Goethe und Karl Philipp Moritz und auch heute noch ist der Roman nicht vergessen, jedoch wegen seiner antiquierten Sprache eher etwas für Freaks oder höchst interessant für Literaturwissenschaftler, sogar in Japan! Das Inselmotiv und das literarische Gedankenspiel, was wäre wenn eine Gruppe Menschen in einer Einöde überleben muss, ist zeitlos.

Damit Schnabel in den nächsten 700 Jahren (denn so lange soll eine Bronzestatue mindestens halten) als bedeutenden Sohn der Stadt den Bürgern Stolbergs im Gedächtnis bleibt, vielleicht sogar ermuntert, den Roman zu lesen oder künftig interessierte Besucher anlockt, soll Schnabel, dem „Stolberger Robinson“, ein Denkmal auf der Schlossterrasse gesetzt werden. Dieses Denkmal ist ein Teil eines größeren Projekts des Fördervereins Johann Gottfried Schnabel e.V., der es als Pendant zur Skulptur in Sandersdorf-Brehna plante. Am 17. August 2024 wurde dort, in Sandersdorf, im Geburtsort des Schriftstellers, das Kunstwerk des Bildhauers Thomas Jastram feierlich enthüllt. Jastram hat auch das Schnabeldenkmal für Stolberg entworfen. Beide Denkmäler für Schnabel werden sozusagen aus einem Guss sein und verweisen auf unterschiedliche Aspekte aus seinem Leben. Welche das sind, wird an dieser Stelle nicht verraten, sondern können künftige Besucher dieser Orte selbst erkunden.

Die Stolberger „Utopie“ in Form einer Bronzeskulptur kann allerdings nur dann Wirklichkeit werden, wenn Bürger und Unternehmen der Stadt und Umgebung das Kunstwerk von Herzen wollen. Das Werk des renommierten Künstlers, Thomas Jastram, hat Potenzial, Besuchermagnet für die Region zu werden! Der Gemeinderat der Gemeinde Südharz steht per Beschluss hinter dem Projekt, fordert aber zugleich das Engagement seiner Bürger, es nach ihren Möglichkeiten mit zu unterstützen. Wenn uns das gemeinsam gelingt, wird die Bronzeskulptur noch in diesem Jahr, genau 300 Jahre nach seiner Ankunft in Stolberg, am 10.11.2024 enthüllt werden können.

Die Zeit eilt! Spenden Sie noch heute! Jeder Betrag hilft!

Spenden: IBAN: DE35 8005 5008 0601 0448 35

Ihre Spende ist steuerlich abzugsfähig. Bis zu 100 € reicht für das Finanzamt der Überweisungsbeleg. Für Spenden über 100 € erhalten Sie auf Wunsch eine Spendenbescheinigung. Die Namen von Spendern ab 1.000 € werden am Denkmal aufgeführt.

Förderverein Johann Gottfried Schnabel e.V.

Kontakt: heidi.nenoff@uni-leipzig.de