Karstschauhöhle und Gedenkstätte Heimkehle

Glasklare unterirdische Seen und beeindruckende Hohlräume erwarten die Besucher der Karstschauhöhle Heimkehle. Sie ist ein Naturphänomen der Karstlandschaft: Die Auslaugungshöhle wurde über Zehntausende von Jahren von den Flüssen Thyra, Krebsbach und Krummschlacht aus löslichen Gesteinen des Zechsteins – hier Gips und Anhydrit – gewaschen. Dabei haben sich ganz besondere Hohlräume herausgeformt: Eine breite horizontale Fläche bildet die sogenannte Laugendecke. Die Sohle – der begehbare Boden der Höhle – ist dagegen schmaler, die Wände öffnen sich naturgemäß um 45 Grad nach oben. So entsteht eine trapezförmige Rinne.
Nur ganz wenige Höhlen dieser Art können besichtigt werden – die Heimkehle gehört dazu. Mit insgesamt zwei Kilometern Länge ist sie eine der größten Höhlen im Südharzer Karstgebiet. 700 Meter sind touristisch erschlossen. Die Nichtschauteile bleibt dem Natur- und Artenschutz sowie der Forschung vorbehalten. Seit 2019 trägt die Karstschauhöhle Heimkehle das Prädikat »Nationaler Geotop«.

Touristisches Highlight im Südharz – seit mehr als 100 Jahren

Erstmals urkundlich erwähnt im Jahr 1357, war die Höhle Heimkehle so manchem Wanderer bekannt. Erschließungspläne wurden bereits zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts geschmiedet. Doch erst nach dem ersten Weltkrieg kam es zu einer ersten Befahrung durch eine Forschungsgruppe.

1920 konnte der Hallenser Fabrikant und Jagdpächter in Uftrungen, Konsul Theodor Wienrich, für das Erschließungsvorhaben gewonnen werden. Nach dem Krieg war der Wunsch nach Erholung und Erlebnis groß. Im gesamten Südharz entstand Fremdenverkehr. Dank des Mannes mit dem – so hieß es in der Eröffnungsrede – »mit dem goldenen Schlüssel« wurde am 12. September 1920 die Höhle Heimkehle für den Besucherverkehr geöffnet. Über ihren natürlichen Zugang wurde die Einfahrt mit einer Treppe ermöglicht. Elektrisches Licht beleuchtete die unterirdische Wasserlandschaft, die zum Teil mit Booten befahren wurde. Für weitere touristische Annehmlichkeit sorgte ein Hotel im Außenbereich. Es entstand eine Vielzahl von Souvenirartikeln, die den Besuch der Heimkehle nicht nur in regionalen Haushalten verewigte.

In den beiden folgenden Jahrzehnten etablierte sich die Schauhöhle zu einem Ausflugsziel von überregionaler Ausstrahlung und erzielte Besucherrekorde.

Kulturdenkmal und Gedenkstätte

Der Zweite Weltkrieg beendete den Schauhöhlenbetrieb. Ab dem 12. März 1944 wurde in den Hohlräumen ein vor Luftangriffen geschütztes unterirdisches Produktionswerk aufgebaut. In jener Zeit entstand in Rottleberode ein Außenlager des KZ Mittelbau-Dora. Bis zum 4. April 1945 mussten  KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter und dienstverpflichtete Zivilarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Thyra-Werken in der nunmehr veränderten Höhle Fahrwerks- und Zubehörteile für Kampfflugzeuge der Junkerswerke Dessau herstellen.

Nach Kriegsende wurden aufgrund der Direktive des Alliierten Kontrollrats die Rüstungsbauten und Höhleneingänge gesprengt.

Über Zehntausende von Jahren hinweg hatte die Natur gemächlich eine imposante Höhle mit unterirdischer Seenlandschaft erschaffen. Diese Schönheit hatte Theodor Wienrich für Menschen erschlossen, die mit Freude die Vielfalt der Südharzer Landschaft entdeckten und sich von dem mit der Befahrung der Höhle Heimkehle verbundenen Abenteuer faszinieren ließen. Damals bereits in Einklang mit dem Naturschutz.

In den Jahren 1944 und 1945 wurde die Höhle Heimkehle tiefgreifend verändert. Diese nur wenigen Monate, die in der jahrtausendealten geologischen Geschichte der Heimkehle kaum mehr sind als ein Atemzug, lassen sich in der Menschheitsgeschichte nicht auslöschen. Die Wunden der Naturhöhle sind die immerwährenden Wunden in der Geschichte von Menschenleben und Familien. Die Spuren des Missbrauchs sind allgegenwärtig. Nicht nur die Mahn- und Gedenkstätte im Kleinen Dom erinnert an die Opfer von Zwangsarbeit und Gewaltherrschaft. Entlang des Führungswegs mahnen stumme Zeugen zur Erinnerung an den Missbrauch, der auch im Narrativ der neu entstandenen NaturErlebnisHöhle Heimkehle verankert bleibt.

Auf dem Weg zur NaturErlebnisHöhle Heimkehle

Mit der Wiedererschließung wurde nach Jahren bürokratischer Vorbereitung 1953 begonnen. Dank des Einsatzes lokaler freiwilliger Aufbauhelfer konnte die Heimkehle am 25. April 1954 als Schauhöhle wiedereröffnet werden.

Im Laufe der folgenden Jahrzehnte wurde das Ausflugsziel wieder attraktiver gemacht. Ein Teil des bis heute genutzten Ausgangsstollens wurde verbreitert und mit einem Karstmuseum ausgestattet. Im Außenbereich kam eine weitere Ausstellungshalle hinzu. Zusammen mit der Gastronomie am Platz war die Heimkehle bis in die 1990er Jahre ein Besuchermagnet im Südharz.

Gleichzeitig steht die Höhle ungebrochen im Interesse von Höhlenforschenden und Höhlentauchern. Sie beobachten und dokumentieren das geologische Geschehen und tragen damit zur bergbaulichen Sicherheit bei.
Und auch die Fledermaus steht unter Beobachtung. Denn die Höhle Heimkehle zählt zu den größten Fledermausquartieren der Region. Nicht nur Berufsfledermausforscher werden hier fündig. Während der Führungen kann so manches Exemplar entweder im Flug oder im Winterquartier ruhend erspäht werden.

Mit dem aus ELER-Mitteln geförderten Projekt »Natur- und Erlebniszentrum« (2016-2025) sollten die Erfordernisse des Gebiets- und Artenschutzes mit den Anforderungen der touristischen Nutzung in Einklang gebracht werden. Auf die Information zum Schutzgebietssystem Natura 2000, in das die Höhle Heimkehle eingebettet ist, und die diesbezügliche Sensibilisierung der Besuchenden wird dabei besonders hoher Wert gelegt. Zu den umfangreichen Arbeiten gehörten die Errichtung eines neuen Besucherzentrums mit Natura-2000-Ausstellung, die artenschutzgerechte Anpassung der Höhlenbeleuchtung, die Entstehung eines neuen Natur-Erlebnis-Spielplatzes, aber auch der Erhalt der Mahn- und Gedenkstätte.

Spannende Höhlenführungen für viele Interessen

Eine Erkundung der Höhle ist ausschließlich im Rahmen einer Führung möglich.
Nach der Helmausgabe begeben sich die Besuchenden zum Eingang der Höhle unweit des Besucherzentrums. Denn »wo Heimkehle dran steht, ist auch Heimkehle drin«. Auch im Sommer darf eine Jacke nicht vergessen werden. Denn in der Höhle ist es ganzjährig um die 8 °C kühl. Festes Schuhwerk ist ebenfalls empfohlen.
Der Besichtigungsweg führt vom Kleinen Dom über den Riegelgang zum Großen Dom. Von dort durch den Riesentunnel in die Thyrahalle mit dem Thyrasee und wieder zurück. Dabei wird die Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Thüringen überquert. Diese verläuft nämlich mitten durch die Schauhöhle. Im Kleinen Dom gegenüber der Mahn- und Gedenkstätte endet die Führung und die Besuchenden verlassen die Höhle über den bereits zum Führungsbeginn genutzten Stollen.

Ob Gesteinsfan, Geschichtsinteressierter oder Fledermausfreund – in der Karstschauhöhle Heimkehle erfährt jeder Besucher Spannendes und Wissenswertes. Vielleicht lässt sich sogar einer der sagenhaften Zwerge blicken …

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Neues in und an der Heimkehle?

Noch sind die Arbeiten am Komplex NaturErlebnisHöhle Heimkehle nicht abgeschlossen. Besuchende können sich dennoch über bereits Neues freuen. Seit Sommer 2024 erwartet der Natur-Erlebnis-Spielplatz Naturentdecker mit spannenden Spielgeräten und Erlebnisangeboten. Im Großen Dom gibt es endlich wieder einen Höhepunkt, den viele Heimkehlen-Kenner bereits vermisst haben. Nein, eine Lasershow ist es nicht! Wir laden herzlich ein zur Licht- und Klangreise »Fledermausgeflüster«. Mit artenschutzgerechten Farben und einer geradezu filmmusikalischen Komposition erzählt sie die Geschichte der Heimkehle. Und die bleibt in der Heimkehle. Denn während der Licht- und Klangreise bleiben Smartphones und Kameras aus!

Der Magen knurrt?

Das Höhlenerlebnis oder die Wanderung auf dem Karstwanderweg hat hungrig gemacht? Auf dem Außengelände vor der Höhle Heimkehle befindet sich eine Gastronomie, das Restaurant »Zur Höhle Heimkehle«. Einzelbesucher ebenso wie große Gruppen werden hier mit regionalen und saisonalen Gerichten verköstigt. Zahlreiche Sitzplätze befinden sich im Innen- wie im Außenbereich der Gaststätte.

Gut zu wissen

Der Führungsweg ist für Rollstuhlfahrer barrierefrei. Bitte denken Sie auch in wärmeren Monaten an Jacke, lange Hose und geeignetes Schuhwerk: In der Höhle herrscht ganzjährig eine Durchschnittstemperatur von ca. 8 °C.
Aus Sicherheitsgründen dürfen Kinder unter drei Jahren die Schauhöhle nicht betreten.
Die Mitnahme von Hunden ist nicht gestattet.

NaturErlebnisHöhle Heimkehle

NaturErlebnisHöhle Heimkehle
An der Heimkehle 3
06536 Südharz | OT Uftrungen

(034653) 305

Führungsbeginn und Öffnungszeiten Abenteuerspielplatz

Mittwoch bis Sonntag geöffnet. Führungsbeginn: 11:00 | 13:00 und 15:00 Uhr

Montag und Dienstag geschlossen.

Öffnungszeiten Spielplatz:

Täglich 08:00 Uhr bis Einbruch der Dunkelheit

Für Kinder bis 12 Jahre und mit erwachsener Aufsichtsperson; Hunde sind nicht gestattet.

Eintritt

Familien (2 Erw. + max. 4 Kinder)
26,00 €
HarzCard-Inhaber
im Kartenpreis enthalten
Erwachsenen- und Kindergruppen
Anmeldung erforderlich.
Erwachsene
9,00 €
Erwachsene mit Kurkarte
8,00 €
Studierende, Auszubildende, Schwerbehinderte (unter GdB 100) gegen Vorlage eines Nachweises
6,00 €
Kinder (3-17 Jahre, Zutritt erst ab 3 Jahren)
6,00 €

Für Wanderer

Die Karstschauhöhle Heimkehle liegt am Karstwanderweg. Im Waldgebiet unweit der Höhle finden Stempelwanderer der Harzer Wandernadel die Stempelstelle Nr. 214: Reesbergdoline.