St.-Martinikirche
Der markante Bau der Kirche St. Martini in Stolberg zieht Blicke auf sich: Das Gotteshaus vereint zahlreiche verschiedene architektonische Epochen in sich, weshalb es ein einzigartiges Bauwerk darstellt. Doch auch die Historie der St. Martini ist beeindruckend, denn sie ist nicht nur die Taufkirche Thomas Müntzers und Predigtstätte berühmter Reformatoren, sondern nach einer umfassenden Sanierung seit Juni 2022 auch eine ausgewiesene Kulturkirche.
Die Kirche St. Martini in Stolberg ist ein bauliches Unikat. Das ungewöhnliche Gebäude mit seinem steilen Satteldach und dem verhältnismäßig kleinen Kirchturm prägt die Silhouette der Fachwerkstadt Stolberg (Harz). Die St. Martini-Kirche steht auf einer künstlich angelegten Terrasse an einem Berghang zwischen dem Rathaus und dem Schloss Stolberg. Sie ist dem Heiligen Martin von Tours geweiht und wurde wahrscheinlich im 12. Jahrhundert im romanischen Stil erbaut.
Aufgrund der zahlreichen Um- und Neubauten sind aus der baulichen Anfangszeit nur noch die unteren Geschosse des Westturms erhalten. Im 13. Jahrhundert erfolgte der Neubau einer dreischiffigen Basilika, von der gegenwärtig jedoch ebenfalls nur noch Teile erhalten sind wie die hohen Mittelschiffsarkaden. Bereits im 15. Jahrhundert begannen weitere Baumaßnahmen im gotischen Stil, die das Aussehen der St. Martini-Kirche erneut entscheidend prägten: Aus dieser Zeit stammen unter anderem der kryptenähnlichen Unterbau, der Dachstuhl des Chors und des Langhauses sowie die noch erhaltene Umfassungsmauer, das Glockengeschoss und der achtseitige Spitzhelm des Kirchturms. Das charakteristische Satteldach mit seinen barocken Gauben stammt hingegen aus dem 18. Jahrhundert.
Doch nicht nur äußerlich beeindruckt die St. Martini-Kirche durch ihre Vielseitigkeit. Auch im Inneren gibt es in der auf den ersten Blick recht schlicht wirkenden Kirche Einiges zu entdecken. Neben dem Taufstein aus Marmor und Alabaster, finden sich hier eine imposante, aus Holz geschnitzte Figur des Heiligen Martins sowie weitere Schätze aus dem Mittelalter. Besonders schön sind auch die farbigen Glasmalereien der Fenster, die unter anderem Darstellungen von Martin Luther, Tylman Plathner und Johannes Spangenberg sowie die Apostel Petrus und Paulus zeigen. Ein weiterer Blickfang ist die Orgel mit dem barocken Prospekt von Johann Georg Papenius aus dem Jahr 1703.
Kunst- und architekturinteressierte Besucher kommen in der St. Martini in Stolberg ebenso auf ihre Kosten wie geschichtsaffine Personen. Insbesondere reformationshistorisch ist dieses Gotteshaus ein bedeutender Ort. In dieser Kirche wurde Thomas Müntzer getauft und später hielt er hier einige seiner Predigten. Auch Martin Luther war schon in der St. Martini-Kirche zu Gast: Am 21. April 1525 predigte er hier gegen die aufständischen Bauern.
Nach einer jahrelang andauernden Sanierung wurde die St. Martini in Stolberg im Juni 2022 feierlich als Kulturkirche eingeweiht. Sie dient nun sowohl als Gotteshaus als auch als Kulturstätte, in der Konzerte und andere Veranstaltungen stattfinden. Zu den Höhepunkten zählt die traditionelle Aufführung des Thomas-Müntzer-Stücks am Reformationstag.
Besonderes Augenmerk liegt auf diesem geschichtsträchtigen Ort, wenn sich 2025 der Bauernkrieg sowie der Todestag von Thomas Müntzer zum 500. Mal jähren. Dann wird die Kirche St. Martini als einer der zentralen Orte dieses Gedenkjahres dienen.
Gut zu wissen
Gleich neben der St. Martini in Stolberg steht die kleine Marienkappelle. Sie wurde im 15. Jahrhundert erbaut und aus rotem Sandstein errichtet.
Auf Anfrage werden Führungen durch die Kirche St. Martini angeboten.
© Foto: Tourist-Information Gemeinde Südharz, Stolberg (Harz)